
Kleinsthäuser, sogenannte Tiny Houses, werden immer beliebter. Sie sind nachhaltig, verbrauchen wenig Ressourcen und bieten ausreichend Platz für alles, was es zum Leben braucht.
Wohnen, schlafen und essen auf 15 Quadratmetern mit zwei Personen – geht das? Um das herauszufinden, ist Alesch Wenger, Architekt und Vorstandsmitglied im Verein Kleinwohnformen, vor gut einem Jahr gemeinsam mit seiner Partnerin in ein von ihm selbst geplantes Tiny House gezogen. Sein Fazit ist bislang durchweg positiv. «Viele fürchten die Enge, glauben, es sei kalt und ungemütlich», erzählt Wenger. «Doch genau das Gegenteil ist der Fall.» Ein kleines Haus sei viel kuscheliger, durch die räumliche Nähe entstünde auch menschliche Nähe, und die Heizung könne die kleine Fläche viel schneller erwärmen. Muss ein durchschnittliches 200-Quadratmeter-Einfamilienhaus etwa 600 Kubikmeter (m3) beheizen, kommen Kleinwohnformen je nach Grösse auf gerade mal 50 bis 100 m3. Ausgesprochen gering ist auch der Materialverbrauch beim Bau. Ein Tiny House benötigt fast 90 Prozent weniger Material als ein Einfamilienhaus. Mit Blick auf den weltweit steigenden Rohstoffbedarf ein wichtiger Aspekt.
Energiesparendes Mini-Haus
«Hält man sich an die Energievorschriften für Neubauten in der Schweiz sind Kleinwohnformen ausserdem enorm energieeffizient», berichtet der erfahrene Architekt und Bauleiter. Geheizt werde in der Regel mit Stückholzöfen, Luft-Wärmepumpen und Bodenheizung oder Gas. Die Elektrizität stamme vor allem von Photovoltaikanlagen auf dem Dach oder an der Fassade und nur selten aus dem Netz. Brauch- und Frischwasser gelangen per Anschluss ins Haus. Alternativ verfügen mobile Häuschen, die auf einer Basis mit Rädern gebaut wurden, über Wasser- und Abwassertanks.
Ein weiterer Nebeneffekt: Man kauft weniger. «Die Versuchung, dem alltäglichen Konsum nachzugeben, ist geringer, da man gar nicht den Platz für all die Dinge hat», sagt Wenger. So bleibe mehr Geld für Reisen und Hobbies oder man könne die Arbeitszeit reduzieren.
Für alle Lebenslagen geeignet
Das Interesse an Kleinwohnformen zieht sich in der Schweiz durch alle Bevölkerungsschichten. Bewohnt werden die Kleinsthäuser genauso von jungen Leuten, die sich ein erstes günstiges Heim schaffen wollen, Älteren, die bewusst ihren Haushalt reduziert haben, oder Menschen, die sich ein praktisches und mobiles Zuhause wünschen. Alesch Wenger sieht vielfältige Einsatzmöglichkeiten: «Kleinwohnformen eignen sich zur Nachverdichtung in Grossstädten, können befristet als Studentenwohnung etwa auf Industriebrachen dienen oder auf dem Land günstigeren Wohnraum schaffen.» Einziger Wermutstropfen: Bislang sind Kosten und Aufwand für die Bewilligung ähnlich hoch wie bei einem Einfamilienhaus. (idw)
Mehr Informationen:
www.kleinwohnformen.ch
Infos zum Wohnkonzept von Alesch
Wenger: www.kollektiv-winzig.ch