
Ein Blick zurück …
Nahrungsmittel damals: Fleisch gab es kaum
Gisela Egli erinnert sich noch genau, wie in ihrer Kindheit Nahrungsmittel hergestellt und konserviert wurden. Die Inge- nieursfamilie lebte zwar privilegiert und konnte vieles einfach kaufen. Das Einkochen am Wochenende gehörte aber dennoch zum geselligen Ritual.
Frau Egli, wie war Ihre Kindheit?
Gisela Egli: Als Kinder haben wir immer geholfen, das Obst zu ernten, das meine Mutter dann eingekocht hat: Apfelmus, Birnen- und Zwetschgenkompott oder Quittenmus als Brotaufstrich. Nur die Aprikosen assen wir sofort auf. Es waren gemütliche Runden in der Küche, an die ich mich gerne erinnere. Meine Mutter schnitzelte Äpfel, wir schnappten uns laufend Schnitze und schwatzten dabei. Später habe ich mit meinen Kindern diese Tradition fortgeführt.
Haben Sie selbst Obst und Gemüse angebaut?
Wir hatten Obstbäume und Beerensträucher im Garten, bauten aber sonst eigentlich nichts an. Wir waren damals durchaus privilegiert. Mein Vater war Ingenieur und wollte meiner Mutter mit uns sechs Kindern möglichst viele Freiheiten geben. Zudem waren Salat und Gemüse im Laden recht billig, da lohnte es sich für uns nicht, selbst einen Garten zu hegen und zu pflegen.
Wo haben Sie eingekauft?
In einem der unzähligen Quartierläden, damals Filialen vom Konsum – mit einem grossen Korb und einem Fünfliber in der Tasche. Migros war zu weit weg. Auch schickte es sich nicht, den ärmeren Leuten die billigeren Sachen wegzukaufen.
Was waren damals ihre Hauptnahrungsmittel?
Brot und Milch, die der Milchmann täglich frisch vom nahen Strickhof brachte. Wir haben als Kinder sehr viel rohe Milch getrunken. Wichtig waren ansonsten Obst, Haferflocken, Kartoffeln, Reis und Salate.
Fleisch spielte keine Rolle?
Als der Wirtschaftsaufschwung kam, hörten meine Eltern auf die Medien. Fleisch sei das wichtigste Lebensmittel, verleihe Kraft und Intelligenz, hiess es. Da begann meine Mutter auch Fleisch zu kochen. Aber meine Schwester und ich assen es nicht, sondern schoben es unseren Brüdern hin, die sich dann als starke Krieger fühlten (lacht). Ich selbst habe eigentlich nur für meinen Mann Fleisch gekocht. Als dieser später kaum mehr zu den Essenszeiten nach Hause kam, fiel den Kindern das fehlende Fleisch gar nicht auf.
Fleisch spielt für Sie also auch heute keine Rolle?
Nein. Ich denke, dass man Fleisch eigentlich nicht braucht.