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31. August 2023 – Meteorologisch gesehen ist heute Herbstanfang. Und meteorologisch gesehen liegt ein weiterer Sommer geprägt von Wetterextremen hinter uns. Stürme und Starkregen, Hitzewellen und Trockenheit gaben sich praktisch die Klinke in die Hand. Mancherorts galt der Kampf den Waldbränden, andernorts den Überschwemmungen. Weltweit wird das Wetter immer extremer. In der Schweiz sind vier Hauptveränderungen zweifelsfrei erkennbar.
Trockene Sommer
Konkret: weniger Niederschlag, mehr Verdunstung, trockenere Böden. Gemäss den Schweizer Klimaszenarien CH2018 wird die Sommertemperatur bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts um 2,5 bis 4,5 Grad Celsius steigen. Dadurch verdunstet mehr Bodenwasser. Zudem ist zu befürchten, dass die Sommerniederschläge abnehmen, schlimmstenfalls um bis zu 25 Prozent. Dies führt zu trockeneren Böden, weniger Regentagen und längeren Perioden ohne Niederschlag – die längste Sommertrockenperiode kann sich dann um etwa eine Woche verlängern. Trockenphasen, wie wir sie bisher ein- bis zweimal pro Jahrzehnt erleben, könnten zum Ende des 21. Jahrhunderts jedes zweite Jahr eintreten. Davon betroffen ist nicht nur die Land- und Forstwirtschaft, sondern auch die Energieproduktion und die Wasserwirtschaft.
Heftigere Niederschläge
Intensivere Starkniederschläge sind eine weitere Folge der Erwärmung. Sie scheinen im Gegensatz zur zunehmenden Trockenheit zu stehen. Der MeteoSchweiz-Blog vom 23. März 2023 gibt Aufschluss über den Zusammenhang dieser beiden Extreme: Wärmere Luft kann mehr Feuchtigkeit aufnehmen, sodass es intensiver regnet. Mit jedem Grad Celsius Erwärmung kann die Luft sieben Prozent mehr Wasser aufnehmen. Beim jährlich stärksten Eintagesniederschlag muss bis Mitte des 21. Jahrhunderts mit 10 Prozent mehr gerechnet werden. Die Summe der Niederschläge nimmt ab, aber die Einzelereignisse werden heftiger und können Überschwemmungen und Erdrutsche verursachen.
Mehr Hitzetage
Die Höchsttemperaturen steigen für alle spürbar. Der Grund: Weil die Böden austrocknen, nimmt der kühlende Effekt der Verdunstung ab. Einen Hitzetag – per Definition ein Tag mit Temperaturen ab 30 Grad Celsius – verbinden viele im ersten Moment mit Sommerfeeling, Badespass und einem lauen Abend auf der Terrasse. Doch zunehmend heisse Tage, warme Nächte und Hitzeperioden setzen Menschen, Tieren und Pflanzen zu. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts wird es doppelt oder sogar dreimal so viele Hitzetage pro Jahr geben. In Basel zum Beispiel heisst das 23 bis 28 Hitzetage anstatt 11. In Lugano werden aus 8 Hitzetagen 23 bis 31. Die heissesten werden bis zu 5,5 Grad wärmer sein als heute. Auch die Tropennächte, in denen die Temperaturen nicht unter 20 Grad fallen, häufen sich. Im Sommer 2022, dem heissesten in der Schweiz seit Messbeginn, wurden in Zürich drei Tropennächte registriert. Berücksichtig man den städtischen Wärmeinseleffekt, kämen – in einem pessimistischen Szenario – im Jahr 2060 auf die Zürcher Innenstadt 28 Tropennächte zu.
Schneearme Winter
Der vergangene Winter liess Wintersportfreunde verzweifeln, Schnee war vielerorts Mangelware. Die Klimaszenarien gehen zukünftig von weniger Schneefalltagen aus und die Schneedecke wird vor allem in tiefen Lagen abnehmen. In höheren Lagen führt die geringere Schneemenge dazu, dass die Gletscher schneller schmelzen. Der Grund für die Schneearmut ist einmal mehr schnell gefunden: Durch die Klimaerwärmung steigt die Nullgradgrenze – es fällt mehr Regen als Schnee. Heute liegt die Nullgradgrenze im Winter im Mittel bei rund 900 Metern. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts wird sie um 400 bis 650 Meter steigen. Die Winter werden deutlich wärmer sein. Grundsätzlich sind leicht mehr Winterniederschläge zu erwarten, aber wegen der höheren Temperaturen halt eben in Form von Regen.