
29. Mai 2020 - Mit einer Schnellschätzung hat ein Forscherteam, darunter das Berliner Klimaforschungsinstitut MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change), jetzt die Auswirkung der Corona-Abwehrmassnahmen auf den Ausstoss des Treibhausgases CO2 beziffert. Demnach lagen die weltweiten CO2-Emissionen Anfang April wahrscheinlich ein Sechstel niedriger als vor der Pandemie.
Die auf den 7. April 2020 bezogene Schnellschätzung kommt auf einen Corona-bedingten Rückgang um 17 Megatonnen CO2 pro Tag – das ist relativ zum Vor-Corona-Niveau von 100 Megatonnen ein Rückgang um 17 Prozent. Die stärksten absoluten Rückgänge gab es bei Verkehr (36 Prozent Rückgang) und Produktion (19 Prozent Rückgang). Auf den Luftverkehr entfallen 1,7 Megatonnen (prozentual ist der Rückgang hier mit 60 Prozent am grössten) und auf den öffentlichen Sektor 0,9 Megatonnen (21 Prozent Rückgang). In Privathaushalten gibt es dagegen einen geringfügigen Anstieg um 0,2 Megatonnen (3 Prozent).
Die Studie liefert auch eine Vorausschätzung für die CO2-Emissionen bis zum Jahresende, und zwar für drei verschiedene Szenarien:
- Wenn die im März verfügten Beschränkungen bis Mitte Juni auf Null heruntergefahren werden, liegt der CO2-Ausstoss im Gesamtjahr 2020 um rund 4 Prozent niedriger als ohne Corona.
- Wenn die Beschränkungen bis Ende Mai bleiben und Ende Juli wieder Normalzustand herrscht, beträgt der Rückgang rund 5 Prozent.
- Wenn zusätzlich zum zweiten Szenario die Behörden noch bis Jahresende einzelne Infektionsketten durchbrechen und Betroffene in Quarantäne schicken müssen, beträgt der Rückgang rund 7 Prozent.
Das Forscherteam betont, dass die Klima-Krise durch die Corona-Pandemie in keiner Weise entschärft wird. «Die seit Jahren von der Wissenschaft entwickelten Szenarien für einen erfolgreichen Kampf gegen die Erderwärmung zielen ja trotz verringerten Energie- und Ressourcenverbrauchs auf besseres, nicht schlechteres menschliches Wohlergehen», erklärt Mitautor der Studie Felix Creutzig vom MCC. «Der jetzige Nachfragerückgang ist dagegen weder beabsichtigt noch zu begrüssen. Unsere Studie taugt nicht für Jubelmeldungen. Gleichwohl liefert sie wichtige quantitative Erkenntnisse dazu, wie extreme Massnahmen auf CO2-Emissionen wirken.»
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