
8. Dezember 2021 – Mit -41,8 Grad Celsius hält La Brévine den Schweizer Kälterekord. Entsprechend macht man sich hier Gedanken ums Heizen. Neue Ölheizungen sind keine Option. Hingegen sind bereits 85 Prozent der Gebäude in La Brévine ans Fernwärmenetz angeschlossen.
Erfolgsgeschichte einer Heizung
2009 waren die Ölheizungen gleich in mehreren öffentlichen Gebäuden am Ende ihrer Lebensdauer angelangt. Gleichzeitig stand in der Dorfkäserei eine Modernisierung an. Auch viele Private spielten mit dem Gedanken, ihre Heizung zu sanieren, wie eine Umfrage zeigte. Für die Gemeinde war klar: La Brévine ist ein Fall für einen Holzwärmeverbund. Umgesetzt wurde dieser von der Société coopérative de chauffage à distance au bois de La Brévine. Dass heute ein Grossteil der Gebäude ans Fernwärmenetz angeschlossen ist, verdankt sich unter anderem dem nachhaltigen Denken und dem Gemeinschaftssinn der Bevölkerung. Daneben sprechen zwei weitere Gründe dagegen, alte Ölheizungen einfach durch neue zu ersetzen: Erstens liegt das Dorf direkt auf einer Grundwassersschicht – ein Öltankunfall hätte gravierende Folgen fürs Trinkwasser. Zweitens hält der Kanton Neuenburg in seinem Energiegesetz fest, dass alte Ölheizungen nicht mehr gegen neue ausgetauscht werden dürfen.
Ein Gewinn für alle
Vom Holzwärmeverbund profitieren aber nicht nur die Dorfbewohner mit einer warmen Stube. Er schafft auch Wertschöpfung in der Region und schützt die Umwelt. Die Fernheizanlage wird mit Holzschnitzeln befeuert. 4000 Kubikmeter davon verbrennt der riesige Heizkessel im Jahr. Grösstenteils regionales Tannenholz minderer Qualität, das direkt vor Ort zu Holzschnitzeln verarbeitet wird. Anders als die 300'000 Liter Heizöl, die früher jährlich ins Dorf geschafft wurden, bringt das Fernwärmenetz der lokalen Wirtschaft etwas – 1,8 Arbeitsplätze, um genau zu sein.
Zuhause bei Brandts
Die Vorteile des Wärmeverbunds erkennt man am Beispiel von Monique und Marcel Brandt. Ihr Haus war 2016 eines der ersten in La Brévine, dass ans Fernwärmenetz angeschlossen wurde. Sie freuen sich seither über ein zuverlässiges Heizsystem und mehr Platz im Keller. Heizölbestellungen und Kaminfeger gehören der Vergangenheit an. Die Kosten sind mit 16,8 Rappen pro Kilowattstunde Wärme zwar etwas höher als beim Öl, berücksichtigt man jedoch die Lebensdauer, lohnt sich die Investition. Bei den Brandts schlug der Anschluss ans Fernwärmenetz mit 8640 Franken zu Buche, die Hausinstallation mit 12'500 Franken. Eine neue Ölheizung hätte 30'000 Franken bedeutet. Besuchen Sie Familie Brandt im Video.
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