Im Atelier von Pianezzi-Leuchten im Kanton Zürich werden Lampenschirme noch von Hand gefertigt. Täglich verlassen Unikate in ganz unterschiedlichen Stoffen, Farben und Formen das Haus. Bei LichtFORMAT in Schaffhausen kann man die selten gewordene Handwerkskunst im Juni live erleben.
Die Fertigung individueller Lampenschirme ist ein Kunsthandwerk, das nur noch wenige beherrschen. Da werden Stoffe und Pergamentbögen nach vielfältigen Mustern zugeschnitten, Organza-Bänder um eigens angefertigte Gestelle gewickelt, Seide wird mit Stecknadeln in feine Falten gelegt und vernäht. Es gibt verschiedenste Fertigungsweisen. Fast alles ist reine Handarbeit und erfordert ein Höchstmass an Sorgfalt. Am Ende muss der Bezug perfekt auf dem Gestell sitzen und jeder Faden sauber verwahrt sein. Denn wird der Schirm später von innen beleuchtet, fallen selbst kleine Unzulänglichkeiten ins Auge.
«Für die Lampenschirmfertigung braucht man viel Fingerspitzengefühl und Geduld, ein gutes Augenmass und Stilempfinden», sagt Evelyne Lüscher-Pianezzi. Die Unternehmerin weiss, wovon sie spricht, denn sie hat über 25 Jahre Erfahrung in diesem Metier. Anfang der 1990er-Jahre begann sie, in dem von ihrem Vater Romeo Pianezzi gegründeten Leuchtengrosshandel ein eigenes Lampenschirmatelier aufzubauen. «Es kam immer wieder vor, dass ich mit der Qualität eingekaufter Lampenschirme unzufrieden war. Das gab den Anstoss, ein eigenes Atelier zu eröffnen», erinnert sich Evelyne Lüscher-Pianezzi. Inzwischen verlassen übers Jahr ein paar Hundert Schirme das Atelier in Obfelden.
Individuelle Massanfertigung
Der grosse Vorteil für die Kunden: Pianezzi kann bei Design und Ausführung von Lampenschirmen ganz individuell auf sie eingehen und auch ausgefallene Sonderwünsche erfüllen. «Das wissen zum Beispiel auch Lichtplaner, Interieurdesigner und Architekten zu schätzen, die eigene Entwürfe, Übergrössen oder spezielle Ideen in hochwertiger Qualität umsetzen wollen», sagt Pianezzi-Geschäftsführer Martin Lüscher.
Den aussergewöhnlichen Service der Firma Pianezzi können die Kunden von LichtFORMAT in Schaffhausen in Anspruch nehmen. «Wir haben eine sehr breite Palette an Stoff- und Materialmustern im Laden, aus denen der Kunde wählen kann», sagt die Lichtberaterin Julia Pfister. Im Angebot sind etwa edle Seide, modische Chintz-Stoffe, Pergament und Abschlussbordüren in unzähligen Farben und Texturen. Auf Wunsch werden sogar vom Kunden mitgebrachte Stoffe verarbeitet, sofern sie für die jeweilige Technik geeignet sind.
Lieblingsstücke im neuen Gewand
Dabei übernimmt Pianezzi nicht nur die Fertigung neuer Modelle. Die Lampenschirmmacherin im Atelier verhilft auch gealterten Lieblingsstücken zu neuem Glanz. «Je nach Leuchtenart, -stil und -grösse bieten sich unterschiedliche Schirmgestelle an», erklärt Julia Pfister. Ob klassisch, rustikal oder modern, ob Tisch-, Wand-, Steh- oder Hängeleuchte, gerne beraten Pfister und ihre Kollegen bei der Auswahl von Materialien und Ausführungen, die mit dem jeweiligen Ambiente harmonieren und den gewünschten Effekt bringen.
Frieda Meier zaubert im Atelier von Pianezzi für jeden Sockel, Fuss oder Ständer das passende Oberteil. Wie das genau funktioniert, kann man am 22. Juni 2017 bei LichtFORMAT erleben.
Handarbeit von besonderer Qualität
Ob bespannt, glatt kaschiert oder plissiert – jeder der handgefertigten Schirme ist ein Unikat. Neben Fingerfertigkeit ist bei einigen Arbeitsschritten auch Kraft gefragt. «Beim Bespannen zum Beispiel müssen wir Stoff und Faden sehr straff ziehen, damit der neue Bezug wie ein Trommelfell sitzt», erklärt Frieda Meier. Dabei kommt ein besonders starkes Garn zum Einsatz, das die Schirmmacherin «Sternenfaden» nennt.
Am Ende steckt in einem handgefertigten Lampenschirm – vor allem bei aufwendigen Techniken wie dem Plissieren und Bespannen – häufig mehr als ein Tag reine Arbeitszeit. «Das schlägt sich natürlich auch im Preis nieder», merkt Julia Pfister an, «aber unsere Erfahrung zeigt, dass es sich lohnt, hier in die Qualität von Material und handwerklicher Ausführung zu investieren, vor allem wenn man am Ende ein Unikat sein Eigen nennen kann, das es in keinem Katalog der Welt zu kaufen gibt.»
Silva Schleider
Das ABC des Lampenschirmhandwerks
1. Kaschieren:
Der Stoff wird glatt auf Folie aufgezogen. Die auf der Aussenseite angebrachte Stoffschicht kann farblich mit der Innenseite der Folie kontrastieren.
2. Plissieren:
Der Stoff wird von Hand in Falten gelegt (gefältelt), diese vorübergehend mit Stecknadeln am Gestell fixiert und vernäht. Je nach Ausrichtung der Falten sind verschiedene Muster möglich.
3. Wickeln:
Einer alten Technik folgend wird Organza-Band von Hand um das Drahtgestell gewickelt. Durch die Ausrichtung des Bands können verschiedene Muster entstehen.
4. Bespannen:
Nach dem Zuschnitt werden die Längsseiten mit der Maschine zusammengenäht und der Bezug von oben über das Gestell gezogen. Anschliessend wird die umlaufende Ober- und Unterkante von Hand gespannt und fest vernäht.
5. Bespannen mit Gummizug oder Schnur:
Die Stoffteile werden mit der Maschine zusammengenäht, Saum und Kragen mit Gummizug oder Schnurversehen. Auf Wunsch ist der Bezug abnehmbar.
6. Bordüren und Innenfutter:
Je nach Technik und Stilrichtung sind Ausführungen mit und ohne Innenfutter und Abschlussbordüren möglich.