
24. Februar 2022 – Eine klimaneutrale Schweiz bis 2050 lautet das erklärte Ziel. Der Weg dorthin führt unter anderem über mehr Elektroautos auf den Strassen und mehr Wärmepupen in den Heizkellern. Doch auch diese leben nicht von Luft und Liebe – sie brauchen Strom. Um den erhöhten Bedarf zu decken, ist die Schweiz auf Stromimporte aus dem Ausland angewiesen. Stammt dieser Strom aber aus emissionsreichen Kraftwerken, wird ein Teil des verhinderten CO2-Ausstosses wieder zunichte gemacht. Forschende der Empa und der Universität Genf zeigen, wie die Schweiz solche Stromimporte reduzieren kann. In einer gemeinsamen Mitteilung vom 11. Februar 2022 berichten sie über ihre Studie.
Der CO2-Fussabdruck von Strom
Hierzulande stammt der Strom hauptsächlich aus Kern- und Wasserkraftwerken – ihr CO2-Fussabdruck ist gering. Europa zeigt aber ein anderes Bild: Geschätzte 25 Prozent der Treibhausgasemissionen werden von fossilen Kraftwerken (Gas oder Kohle) verursacht. Importieren wir diesen Strom, importieren wir gewissermassen die Emissionen. Bereits heute beziehen wir 11 Prozent unseres Stroms aus Nachbarländern. Das Forschungsteam rechnet damit, dass unser Strombedarf mit der steigenden Elektrifizierung um 20 Prozent steigt. Da die Schweiz gleichzeitig aus der Kernenergie aussteigt, stellt sich die Frage, woher dieser zusätzliche Strom kommen soll. Teils aus erneuerbaren Energien. Doch die liefern nicht immer gleichmässig. Um die «Stromlöcher» zu stopfen, sind wir auf Importstrom angewiesen.
Der richtige Mix
Anhand verschiedener Szenarien haben die Forschenden analysiert, wie sich der Schweizer Strommix künftig zusammensetzen sollte. Um einen Anstieg des Importstroms werden wir nicht herumkommen. Aber selbst wenn der importierte Strom einen höheren CO2-Ausstoss verursacht – die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität führt zu 45 Prozent weniger Emissionen im gesamten Schweizer Energiesystem.
Frischen Wind im Strommix braucht es vor allem im Winter. Dann nämlich müssen wir am meisten Strom importieren, weil die Photovoltaikanlagen weniger hergeben. In der Studie schneidet dieses Szenario am besten ab: Solarenergie von derzeit 2,7 Terrawattstunden auf 25 und Windenergie von derzeit 0,1 TWh auf 12 ausbauen. Letzteres, weil Windenergie mehrheitlich nachts und im Winter entsteht und uns in diesen Zeiten unabhängig vom Ausland macht.
Speicherlösungen
Die saisonale Speicherung von Energie bleibt in dieser Frage zentral. Wie machen wir die Stromüberschüsse im Sommer für den Winter nutzbar? Das grösste Potenzial rechnen die Forschenden «Power-to-X»-Technologien zu.
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