
21. November 2019 – Mikroplastik ist in aller Munde – und wie bereits in mehreren Studien nachgewiesen in aller Körper. Doch die Menge an Mikroplastik in Luft und Wasser ist gering im Vergleich zu Mikrogummi. Das sind feinste Partikel aus Reifenabrieb, die über den Strassenbelag in unsere Böden und in die Luft gelangen oder von Kunstrasen abgetragen werden. Forschende der Empa haben nun berechnet, dass sich in der Schweiz über die letzten 30 Jahre, von 1988 bis 2018, rund 200'000 Tonnen Mikrogummi in unserer Umwelt angesammelt haben.
Die Ursache: quietschende Reifen
Als Hauptquelle für Mikrogummi eruierten die Forschenden rund um Bernd Nowack von der Empa-Abteilung «Technologie und Gesellschaft» Auto- und LKW-Reifen. Abtrag von künstlichen Grünflächen wie beispielsweise Kunstrasen machen nur etwa drei Prozent aus. Von den Partikeln, die in die Umwelt gelangen, verbleiben knapp drei Viertel in den ersten fünf Metern links und rechts der Strasse, 5% in den restlichen Böden und knapp 20% gelangen in Gewässer. Seit dem Jahr 2000 sind die Richtlinien für die Wiederaufbereitung von Wasser und zur Verhinderung der Verschmutzung der Böden deutlich verschärft worden. Durch Massnahmen wie dem Bau von Strassenabwasser-Behandlungsanlagen kann ein Teil des Mikrogummis mittlerweile aus dem Wasser entfernt werden.
Auswirkungen auf den Menschen gering
Die Auswirkungen von Mikrogummi auf den Menschen werden jedoch als gering eingeschätzt. Der Anteil von Reifenabrieb am eingeatmeten Feinstaub liege auch an verkehrsnahen Standorten im tiefen einstelligen Prozentbereich. Mit Mikroplastik sollte Mikrogummi indes nicht in einen Topf geworfen werden, betonen die Forschenden. «Es handelt sich um unterschiedliche Partikel, die sich kaum miteinander vergleichen lassen», so Nowack. Und auch quantitativ bestünden riesige Differenzen: Nowacks Berechnungen zufolge bestehen nur 7% der in die Umwelt freigesetzten polymerbasierten Mikropartikel aus Plastik, ganze 93% aber aus Reifenabrieb. «Die Menge von Mikrogummi in der Umwelt ist riesig und somit höchst relevant», so Nowack.
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