
Im kommenden Frühjahr lauschen wieder tausende Besucher gebannt, wenn über 35 Autoren aus ihren Büchern lesen. Vom 26. März bis 5. April 2020 findet zum elften Mal die «Erzählzeit ohne Grenzen» Singen-Schaffhausen statt.
Wer denkt, Bücher sind «out», wird bei der «Erzählzeit ohne Grenzen» eines Besseren belehrt. Rund 5000 Bücherfans besuchen alljährlich das Literaturfestival. «Der authentische Kontakt mit den Autoren macht die Erzählzeit so erfolgreich», sagt Oliver Thiele, Stadtbibliothekar von Schaffhausen und einer der beiden hauptverantwortlichen Organisatoren. «Das Persönliche der Autorenlesungen ist ein positiver Kontrast zu unserer vermehrt digitalen Welt.» «Warm, familiär, herzlich», so würden die Besucherinnen und Besucher die Atmosphäre beschreiben, erzählt auch Monika Bieg. Sie ist die Leiterin der städtischen Bibliotheken Singen und erarbeitet jedes Jahr gemeinsam mit Oliver Thiele das Programm der Erzählzeit.
In Singen ist auch die Idee zur «Erzählzeit ohne Grenzen» entstanden. Nachdem die Stadt am Hohentwiel schon seit einigen Jahren erfolgreich Autorenlesungen organisiert hatte, wagte man 2009 erstmals den Sprung über die Grenze in die Schweiz. Anlass war die «Criminale», das Krimi-Lese- Festival des deutschsprachigen Raums, das abwechselnd in unterschiedlichen Regionen in Deutschland, Österreich und der Schweiz stattfindet. Für diese «Criminale» fanden zum ersten Mal die Lesungen nicht nur in Singen, sondern in verschiedenen Gemeinden in Deutschland und in der Schweiz statt.
«Dieses dezentrale Prinzip haben wir auf die ‹Erzählzeit ohne Grenzen› übertragen», erklärt Bieg. Neben zwei Ländern machen inzwischen eine Vielzahl an Gemeinden und Städten aus insgesamt drei Schweizer Kantonen (Schaffhausen, Thurgau und Zürich) und drei Landkreisen in Deutschland (Konstanz, Schwarzwald-Baar, Waldshut-Tiengen) mit.

Vielfältige Leseorte
Gelesen werden die Bücher genauso in Bibliotheken und Gemeindesälen wie in Dorfbeizen oder Trotten in den Weinbergen. «Wenn möglich wählen wir den Ort passend zum Inhalt des Buches», sagt Bieg. So gab es in der Vergangenheit bereits Lesungen in einem Striplokal oder in einer verlassenen Tankstelle. 2020 ist erstmals eine Autorenlesung in der frisch renovierten Krankenhauskapelle in Singen geplant.
Im Anschluss an den Ausflug in die Welt der Literatur erwartet die Besucher meist ein geselliger Apéro, wobei die Ausgestaltung den jeweiligen Organisatoren vor Ort überlassen ist. «Die Gemeinden machen das mit viel Herzblut», berichtet Bieg. Da gibt es dann zum Beispiel Selbstgebackenes von den Landfrauen und dazu Apfelsaft von der Streuobstwiese nebenan.

Intensive Zeit für Bücherauswahl
Damit die Erzählzeit 2020 an den Erfolg der Vorjahre anknüpfen kann, lesen sich die beiden Programmverantwortlich von dies- und jenseits der Grenze bereits seit September durch die Neuerscheinungen und Rezensionen deutschsprachiger Belletristik. «Das gesamte Programm ist von uns kuratiert», betonen sie. Rund 35 Autorinnen und Autoren sind jährlich mit dabei. Jeder von ihnen stellt sein Werk jeweils in der Schweiz und Deutschland vor, so dass es auch im kommenden April wieder etwa 60 Lesungen geben wird.
Viel Organisationsarbeit für Monika Bieg und Oliver Thiele sowie ihre Mitarbeitenden. Die, wie sie anmerken, von Haus aus ja eigentlich keine Eventmanager sind. Dennoch sind sie mit Herzblut dabei und diskutieren immer wieder lebhaft über die Auswahl der Autoren. Die Energie, um auch die hektische Vorbereitungsphase am Schluss durchzuhalten, ziehen die zwei Bibliothekare aus den vielen spannenden Begegnungen mit den Autorinnen und Autoren. Und – wie sie beide lachend zugeben – aus etlichen Tassen Kaffee.
Eröffnet wird die «Erzählzeit ohne Grenzen» alternierend in Schaffhausen oder Singen. 2020 ist Singen dran. Am 26. März wird Singen daher in der Stadthalle zur Eröffnungsveranstaltung empfangen und damit den Auftakt zu zahllosen Stunden Lesebeziehungsweise Zuhörvergnügen machen.

Informationen zu den Autoren, Leseorten und -terminen finden Sie ab Ende Februar 2020 unter: www.erzaehlzeit.com
Der Eintritt zu den Lesungen ist mit Ausnahme des Sonntagsfrühstücks in der Stadthalle Singen frei.