Peter Uehlinger, Präsident des Munotvereins, und Munotwächterin Karola Lüthi vor einem Modell der Festungsanlage.
Peter Uehlinger, Präsident des Munotvereins, und Munotwächterin Karola Lüthi vor einem Modell der Festungsanlage.

Der Munot ist das Wahrzeichen der Stadt. Bis heute ist die mittelalterliche Festungsanlage mit Leben erfüllt und der Stolz der Schaffhauser. An lauen Sommerabenden lädt der Munotverein auf die Zinne zum Tanz und die mittlerweile 69. Munotwächterin empfängt die Besucher.

Wer mehr über den Munot erfahren möchte, stellt schnell fest, dass die Festungsanlage mehr als ein historisches Gebäude ist. Sie ist ein lebendiger Teil der Stadtgeschichte Schaffhausens und ein Bindeglied zwischen Tradition und Zukunft.

Vom Wehrturm zur Kulturlocation

Die Wurzeln des Munots reichen zurück bis ins 14. Jahrhundert. 1376 wird erstmals ein «Unnot» oder «Annot» auf dem Emmersberg erwähnt, eine kleine Festungsanlage oder ein Wehrturm, die Schutz versprachen und Not abwehren sollten. Nach dem Beitritt von Schaffhausen zur Eidgenossenschaft beschloss die Stadt im 16. Jahrhundert den Bau einer grösseren Artilleriefestung. Über 25 Jahre entstand so, zum Teil in Fronarbeit durch Schaffhauser Bürger, die heutige Anlage. «Allerdings», so erzählt Peter Uehlinger, Präsident des Munotvereins, «war die Festung im Grund schon damals wehrtechnisch veraltet.»

Obwohl also der Bau mehr Zierwerk denn Schutz war, hielten die Schaffhauser an der mächtigen Zirkularfestung fest. Über Jahrhunderte wurde sie erhalten und restauriert. Einzig zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es eine Phase des Zerfalls. Zum Teil diente der Bau sogar als Steinbruch. Doch spätestens seit sich Johann Jakob Beck, Zeichenlehrer an der Kantonsschule, ab 1826 für den Erhalt des Munots einsetzte, ging es wieder aufwärts. 1839 gründete er den Munotverein, der bis heute besteht.

«Wir sind für die Verwaltung des Munots zuständig und kümmern uns gemeinsam mit der Stadt Schaffhausen um die Instandhaltung», berichtet Uehlinger. Rund 4 500 Mitglieder zählt der Verein, der auch von verschiedenen Unternehmen der Region unterstützt wird. Alljährlich stellt der Verein ein abwechslungsreiches Programm zusammen, das neben den bekannten sommerlichen Munotbällen auch Kinoabend, Open-Air-Theater oder Gottesdienste umfasst. «Seit bald 150 Jahren unterrichten wir auch Quadrilletänze», sagt Uehlinger. «Bis zu 100 Leute erlernen bei uns jährlich diesen Gruppentanz aus der Zeit von Napoleon Bonaparte.»

Leben im Turm

Eine noch viel längere Tradition hat das Munotwächteramt. 1377 soll es den ersten Munotwächter gegeben haben. Karola Lüthi ist heute die 69. Munotwächterin und die erste Frau in diesem Amt. Ausgewählt für diese ehrenvolle Position wurde sie von ihrem Arbeitgeber, der Stadt, und dem Munotverein. «Wenn es um den Munot geht, arbeiten wir mit der Stadt eng zusammen», erläutert Uehlinger. «Es gibt dazu keine formellen Regelungen, sondern ist einfach Brauch und funktioniert bestens.» 

Munotwächterin Karola Lüthi lebt zusammen mit ihrem Mann seit dem 1. Mai 2017 in ihrer Dienstwohnung, dem Turm auf der Zinne. Die etwa 80 Quadratmeter grosse Wohnung mit maximal zehn Meter Durchmesser lässt sich nur mit einem Kachelofen beheizen, für den sie von der Stadt das notwendige Holz erhält. Statt aus dem Ziehbrunnen der Festung bezieht Lüthi das Wasser für Bad und Küche über Leitungen, die nachträglich von aussen über den sogenannten Latrinenschacht in den Turm gelegt wurden, weshalb die Leitungen im Winter auch schon mal zufrieren können. Dafür werden Lüthi und ihr Mann mit einer einmaligen Aussicht über die Stadt entschädigt.

Glöcklein läuten, Hirsche füttern 

«Ich fühle mich geehrt, dass ich zu dieser Tradition beitragen darf», erzählt sie. Als Wächterin ist sie Teil des Wahrzeichens, öffnet im Sommer das Tor täglich um 8 Uhr morgens und läutet pünktlich um 21 Uhr von Hand das Munotglöcklein. Sie empfängt Gäste, macht Führungen und kümmert sich als eine Art Hauswart um die Festung, wozu auch das Füttern der Damhirsche zählt. Auch wenn sie nicht 24 Stunden am Tag arbeitet, so ist sie doch jeden Tag rund um die Uhr auf dem Munot im Einsatz. «Ich habe einen normalen Arbeitsvertrag der Stadt, aber dies ist kein normaler Job», sagt sie schmunzelnd.                  

Inken De Wit

1376

Erste Erwähnung eines «Unnot»

2. Hälfte 14. Jh

Einbezug des Munots in die Stadtmauer

6.11.1563

Bau einer Artilleriefestung beschlossen

1564-1589

Bau der Festung (Munot)

1618-1648

Dreissigjähriger Krieg 

1622/23

Erhöhung der Kranzmauer

19.4.1648

Grosser Rat beschliesst Ausbaustopp 

1720

Einsturz der westlichen Wehrmauer und Wiederaufbau

13.4.1799 

Einziger Beschuss: Franzosen verschanzen sich auf der Flucht vor den Österreichern auf dem Munot

1839

Johann Jakob Beck gründet den Munotverein

27./28.5.1871

Westlicher Wehrgang brennt ab

1986

Östlicher Wehrgang wird restauriert

21

Uhr läutet täglich das Munotglöcklein

1400

Menschen haben auf der Zinne Platz

4500

Mitglieder zählt der Munotverein

50

Meter ist die Zinne im Durchmesser gross 

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