
Noch sind sie da: die Alpensegler. Von Ende März bis in den Oktober hinein nennen bis zu 100 Paare Schaffhausen ihr Zuhause. Bevorzugt siedeln sie im Schwabentor- und Obertorturm. In den historischen Fassaden finden sie Fugen und Nischen zum Brüten.
«Der Alpensegler ist ein sogenannter Kulturfolger», erläutert Helen Homberger vom Vogel- und Wildtierpflegeverein Schaffhausen. «Ursprünglich haben sie in den zerklüfteten Felswänden der Alpen gelebt.» Mit der zunehmenden Besiedlung haben sich auch die Alpensegler neue Lebensräume erobert. Fast 100 Jahre ist es her, seit der erste Alpensegler 1923 im Schaffhauser Schwabentor gebrütet hat.
Lange bildete Schaffhausen den nördlichsten Brutplatz dieser Tiere. Inzwischen gibt es auch Standorte in Süddeutschland. Wichtig ist, dass sie steile und möglichst hohe Wände mit Lücken und Spalten zum Brüten finden, wie es bei historischen Gebäuden oft der Fall ist. Moderne Hochhäuser bieten hingegen kaum noch Brutplätze, zu glatt und versiegelt ist die Oberfläche. In der Schweiz leben insgesamt etwa 2000 Paare. Viele von ihnen kommen jahrzehntelang immer wieder an denselben Brutplatz, denn Alpensegler sind standorttreu und werden über 25 Jahre alt.
Bewohner der Lüfte
Anders als so manch andere Vogelart kann sich der Alpensegler am Boden so gut wie gar nicht fortbewegen. «Er ist zum Fliegen geboren», sagt Homberger. Mit durchschnittlichen Geschwindigkeiten von 60 bis 100 km/h saust er durch die Luft. Fressen, Schlafen, sogar Paarung – alles geschieht im Flug. Von weitem ähnelt der Alpensegler Mauerseglern oder Schwalben, ist aber etwa doppelt so gross. Mit seiner leicht gekrümmten Schnabelspitze halten ihn manche sogar für einen Greifvogel. Doch lebt er allein von Insekten. Mit offenem Schnabel fliegt er in die Insektenschwärme und frisst so ziemlich alles, was da fliegt, von Mücken und Fliegen bis zu Wespen.
Im Winter geht’s nach Afrika
Für den Winter zieht der Alpensegler in afrikanische Gefilde. Hier in der Schweiz findet er dann keine Nahrung. «Auch wenn das Wetter bei uns einige Tage zu kalt ist und es zu wenig Insekten gibt, fliegt er schon mal von Schaffhausen auf die Alpensüdseite, um dort Nahrung zu suchen», erzählt Homberger.
Segler in Not
Sitzt ein Alpensegler am Boden, ist dies kein gutes Zeichen. «Am besten nimmt man ihn auf die flache Hand und schaut, ob er fortfliegen kann.» Bleibt er sitzen, sollte man ihn zur Vogel- und Wildtierpflegestation in Guntmadingen oder zu einer anderen Vogelauffangstation bringen. «Jedes Jahr gibt es verletzte oder ausgehungerte Alpensegler, oder auch Jungvögel stürzen manchmal aus den Nestern ab. In der Pflegestation werden sie sorgfältig verarztet und aufgepäppelt, bis sie wieder fliegen können.»
Alpensegler schützen
Damit sie sich bei ihrer Rückkehr aus Afrika gleich wieder heimisch fühlen, ist es wichtig, ihre Brutplätze nicht zu verändern. Muss saniert werden, ist entsprechende Vorsicht geboten. Bei der Sanierung des Obertores vor zwei Jahren musste beispielsweise das Gerüst während der Brutzeit temporär abgebaut werden. Wer etwas für den Erhalt der Alpensegler tun möchte, sollte möglichst wenig Pestizide verwenden und seinen Garten oder Balkon artenreich bepflanzen. Je mehr Insekten hier Futter finden, desto besser geht es auch dem Alpensegler. (idw)
Verein für Vogel- und Wildtierpflege Schaffhausen
Der Verein freut sich über finanzielle Unterstützung für seine Arbeit. Zu den Sponsoren zählt auch EKS. Freiwillige sind jederzeit willkommen, um bei der Arbeit mit den Tieren vor Ort zu helfen.
Vogel- und Wildtierpflegeverein Schaffhausen
Püntweg 3
8223 Guntmadingen
www.vogelpflege-sh.ch
Tel. +41 77 414 78 24